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computer:netzwerk:rip

RIP steht für Routing Information Protocol und bezeichnet ein in meist autonomen Systemen, wie LANs, verwendetes Routing-Protokoll.

Definition und Verwendung

RIP ist ein Routing-Protokoll (genauer gesagt ein Distanzverktor-Routingprotokoll) und wird in Netzwerken von Routern benutzt, um durch das in periodischen Abständen stattfindende Aktualisieren von Routing-Tabellen (welche Informationen zur Netzwerk-Topologie enthalten) einen möglichst konvergenten (funktionierenden) Netzbetrieb zu ermöglichen.

Das bedeutet - vereinfacht ausgedrückt:

  • RIP-„sprechende“ Router kommunizieren miteinander
  • Es werden „aktualisierte Informationen“ über die Netztopologie (den Netzaufbau) an die benachbarten Router zugesandt
  • Es wird durch sukzessiv verbreitende Informationen ein gleicher Topologiestand bei allen Routern sichergestellt

RIP wurde zuerst 1988 implementiert und definiert, seither wurde es stets weiterentwickelt und liegt aktuell in den folgenden Versionen vor:

  • RIPv1 (veralteter Standard)
  • RIPv2
  • RIPng (RIP next generation, RIP-Standard mit IPv6-Unterstützung)

Versionshinweise

  • VLSM/CIDR sind erst ab RIPv2 möglich
  • IPv6 wird von RIPv1/RIPv2 nicht unterstützt, hier muss RIPng verwendet werden
  • MD5-verschlüsselte Update-Informationen sind erst ab RIPv2 möglich
  • RIPv2 sendet Updates per Multicast (224.0.0.9) und nicht weiter über Broadcast

Nachteile

Beispiel eines Netzwerkes, welcher durch RIP nicht funktionsfähig ist

RIP hat einige Nachteile und wird aufgrund dieser nicht mehr häufig verwendet. Es empfiehlt sich, technisch weiterentwickelte Routing-Protokolle, wie beispielsweise OSPF, zu verwenden.

  • Ein gravierender Nachteil von RIP ist die Begrenzung auf maximal 15 Hops. Somit ist RIP in großen WANs praktisch nicht einsetzbar.
  • Gegenüber Link-State-Protokollen, wie beispielsweise OSPF, hat RIP den Nachteil, dass es die vermeintlich aktualisierten Informationen in jedem Fall sendet. Link-State-Protokolle senden neue Routinginformationen nur, wenn beispielsweise ein Router ausfällt (Ergeignissteuerung).
  • RIP versendet Informationen in periodischen Abständen. Angenommen, das Netzwerk ist konvergent und es kommt zu keinen Leitungsausfällen, werden trotzdem Routing-Informationen gesendet. Das ist eine unnötige Netzwerk-Belastung.
  • Es ist nicht garantiert, dass die per RIP zugesandten Informationen bei anderen Routern auch ankommen, da RIP UDP zur Übermittelung benutzt. UDP hat gegenüber TCP den gravierenden Nachteil, dass es keine Übertragungssicherheit gibt - entweder die Daten kommen an, oder nicht.
  • Es kann bis zu mehreren Minuten dauern, bis die Informationen an alle Router im WAN gesendet wurden, da das Zusenden der Informationen in periodischen Abständen erfolgt. Somit kann es einige Minuten lang zu Verbindungsproblemen kommen.

Funktionsweise

Methoden zur Vermeidung von Routingsschleifen

Hold-Down-Timer

Der Hold-Down-Timer sorgt für die Markierung eines ausgefallenen Netzwerks im Router als „nicht erreichbar“, es wird also nicht gelöscht. Der Hintergrund ist, dass so ein wieder funktionierendes Netzwerk nicht ganz neu von benachbarten Routern erfasst werden muss, es muss lediglich in der Routing-Tabelle wieder aktiviert werden. Darüber hinaus sorgt der Hold-Down-Timer dafür, dass für ein ausgefallenes Netz keine weiteren Routing-Informationen mehr angenommen werden. Eine einzige Ausnahme stellt der Router, von dem die Information über den Ausfall des Netzes kam, dar. Von ihm wird jede Information angenommen, da er ja auch eine erneute Verfügbarkeit des Netztes ankündigen könnte. Bei Cisco-Geräten ist der RIP Update-Timer standardmäßig auf 30 Sekunden und der RIP Hold-Down-Timer auf 180 Sekunden festgelegt, idealerweise sollte dieser Wert mit der folgenden Berechnet werden:

(Anzahl der Router * Timer der Router) + (Anzahl der Router * 1)

In einem Netzwerk mit 4 Routern kommt man so auf einen Wert von 124 Sekunden. Die 4 zusätzlichen Sekunden sorgen dafür, dass auch bei größerem Netzverkehr noch gültige Routing-Updates berücksichtigt werden können.

Der Update- und Hold-Down-Timer werden auf Cisco-Geräten wie folgt konfiguriert:

Router(config-router)#timers basic update [sekunden]
Router(config-router)#timers basic holddown [sekunden]

Die Timersetzung ist eine Frage, die sich der Administrator mehrfach stellen sollte. Er kann einerseits durch das Verwenden von hohen Werten eine große Bandbreite sichern, da weniger Updates (und somit weniger Netzverkehr) verursacht werden - allerdings riskiert er so ein inkonvergentes Netzwerk. Die andere Option ist es, niedrige Timer-Werte zu verwenden - das verursacht zwar mehr Netzbelastung, stellt aber auch konvergente Netzinformationen sicher. Allerdings dürfen auch keine zu niedrigen Timerwerte verwendet werden, da so ggf. die Netze keine Updates mehr senden können. Wichtig ist hier der richtige Kompromiss, den der Administrator hier in mehreren Testphasen herausfinden muss.

Split-Horizon

Beispielaufbau

Split-Horizon verhindert durch intelligentes Senden von Routing-Informationen einerseits Flooding und andererseits Routingschleifen. Routing-Informationen werden an alle Schnittstellen weitergeleitet, mit Ausnahme der Schnittstelle, von der die Information eintraf. Wird Split-Horizon deaktiviert werden möglicherweise unnötige Routing-Schleifen gebildet, die die Konvergenz des Netzwerks massiv beeinflussen.

Vorgehensweise ohne Split-Horizon

  1. Router A fällt wegen Leitungsarbeiten aus
  2. Router B

Vorgehensweise mit Split-Horizon

  1. Router A fällt wegen Leitungsarbeiten aus
  2. Router B informiert Router C über den Ausfall
  3. Router C sendet die Information an alle anderen Schnittstellen zurück; die Information wird an Router D gesandt
  4. Router D empfängt die Information und sendet sie nicht weiter

Internetverweise

computer/netzwerk/rip.txt · Zuletzt geändert: 2011/02/18 15:35 von christian